Emmy Noether (1882-1935)
"Die Algebra hat ein anderes Gesicht bekommen."

Cordula Tollmien

Die erste Veröffentlichung von Cordula Tollmien über Emmy Noether

Die erste Veröffentlichung von Cordula Tollmien über Emmy Noether stammt aus dem Jahr 1990. Darin wurden erstmals die in Göttingen an verschiedenen Orten aufbewahrten und damals zum größten Teil noch nicht erschlossenen Quellen zu Emmy Noethers  Habilitation zusammengetragen und publiziert. Eine um weitere Quellenzitate ergänzte Fassung dieses Hauptteils dieser grundlegenden Arbeit wird hier unter dem Menüpunkt „Göttingen 1915 bis 1919: Habilitation“ noch einmal neu aufgelegt. 

Emmy Noethers Habilitationsgeschichte wurde in dieser frühen Arbeit in einen biografischen Teil eingebettet, der im Wesentlichen aus der damals zugänglichen Literatur gearbeitet wurde und heute zumindest teilweise ergänzt oder auch korrigiert werden muss. 

So wusste ich damals beispielsweise noch nicht, dass Fritz Noether im Zuge des sog. Großen Terrors 1937 in der Sowjetunion verhaftet und 1941 erschossen wurde. Auch habe ich durch eine Fehlinterpretation einer Quelle Emmy Noethers jüngsten Bruder Robert Noether fälschlich für geistig behindert erklärt, was sich leider weit in die spätere Noetherliteratur verbreitet hat (zuletzt bei: Mechthild Koreuber, Emmy Noether, die Noether-Schule und die moderne Algebra. Zur Geschichte einer kulturellen Bewegung, Springer-Spektrum, Berlin-Heidelberg 2015, S. 12; und ausführlich ausgebreitet in: Margaret B. W. Tent, (2008), Emmy Noether – The Mother of Modern Algebra, A. K. Peters Ldt., Wellesley US 2008, S. 12 f. und S. 36 f.).

Die bisher in allen Noetherbiografien und aufgestellte und von mir 1990 übernommene Behauptung, dass Emmy Noether, die im April 1900 zunächst eine Sprachlehrerinnenprüfung abgelegt hatte, bevor sie sich als Gasthörerin an der Universität einschrieb, ursprünglich Lehrerin hatte werden wollen (siehe dazu z. B. Koreuber, Noetherschule, 2015, S. 12), konnte ich  – wieder durch intensives Quellenstudium - inzwischen widerlegen:

 Mehr dazu im Menüpunkt "Kindheit und Jugend: Zielstrebig an die Universität".

Biografien Emmy Noethers - Vorläufer und Nachfolger

Bis heute sind zwar eine Vielzahl von Veröffentlichungen zu Einzelaspekten von Emmy Noethers Leben und speziell zu ihrer Mathematik erschienen, auch sehr viele mehr oder weniger zuverlässige kürzere Lebensabrisse, aber nur sehr wenige Arbeiten, die sich intensiv und ausführlich, mit ihrem gesamtes Leben und Wirken befassen. Die drei wichtigsten dieser Arbeiten, die auch für meine Arbeit von Bedeutung sind und waren, sollen hier kurz genannt werden. Ausführlichere Informationen dazu und eine Einschätzung meinerseits findet man durch Klicken auf die jeweils als Link rot gekennzeichneten Titel: 

Der Verdienst, die erste Noether-Biografie, die über einen kurzen Lebensabriss hinausging, publiziert zu haben, kommt eindeutig der österreichischen Mathematik- und Physiklehrerin und Direktorin eines Mädchengymnasium Auguste Dick (1910-1993) zu, deren 1970 als Beiheft 13 zu der Zeitschrift "Elemente der Mathematik" erschienene Noether-Biografie als wegweisend gelten kann. Ohne diese hätte ich meinen grundlegenden Aufsatz von 1990 nicht schreiben können und ich verdanke ihr vor allem viele wichtige Anregungen für meine weiteren Forschungen.

Ebenfalls in den 1960er Jahren begann sich der amerikanische Mathematiker Clark Kimberling  mit Emmy Noether zu beschäftigen. Seine Biografie erschien jedoch erst 1981 im Umfeld des Gedenkens an Emmy Noethers 100. Geburtstag: Emmy Noether and Her Influence, in: Emmy Noether, A Tribute to Her Life and Work, edited by James W. Brewer and Martha K. Smith, Marcel Dekker, Company, New York and Basel 1981, S. 3-61, hier S. 6. Diese Biografie brachte zwar verglichen mit Dick nichts Neues zu Noethers Zeit in Deutschland, machte aber bis dato unveröffentlichte  Quellen aus amerikanischen Archiven zu Emmy Noethers Exilzeit zugänglich.

Die 2015 erschienene Dissertation Mechthild Koreubers über die Noether-Schule und deren Denkraum hat eine über eine bloße Lebensbeschreibung hinausweisende kulturgeschichtliche Zielrichtung, enthält aber einen immerhin fast ein Viertel ihres Buches umfassenden biografischen Teil und gehört damit als die bisher neueste biografische Annäherung an Emmy Noether ebenfalls in diese hier vorgestellte Reihe von Noether-Biografien: Mechthild Koreuber, Emmy Noether, die Noether-Schule und die moderne Algebra. Zur Geschichte einer kulturellen Bewegung, Springer-Spektrum, Berlin-Heidelberg 2015.

2008 erschien ein von der amerikanischen Middleschool-Lehrerin  Margaret B.W. Tent verfasstes Jugendbuch: Emmy Noether - the Mother of Modern Algebra,  A. K. Peters Ldt., Wellesley US 2008, das - obwohl mit vielen Fehler behaftet - erstaunlicherweise auch Eingang in eine Reihe von Veröffentlichungen mit wissenschaftlichem Anspruch gefunden hat. Das ist der Grund, weshalb auch dieses Buch hier mit aufgeführt wird.

Cordula Tollmien über Emmy Noether - Publikationsliste

  • Cordula Tollmien, "Sind wir doch der Meinung, daß ein weiblicher Kopf nur ganz ausnahmsweise in der Mathematik schöpferisch tätig sein kann..." - eine Biographie der Mathematikerin Emmy Noether (1882 - 1935) und zugleich ein Beitrag zur Geschichte der Habilitation von Frauen an der Universität Göttingen, in: Göttinger Jahrbuch 38 (1990), S. 153-219 (pdf-Datei siehe oben).
  • Cordula Tollmien, Die Habilitation von Emmy Noether an der Universität Göttingen, in: NTM - Schriftenreihe Geschichte der Naturwissenschaften, Technik, Medizin 28 (1991) 1, S. 13 - 32.
  • Cordula Tollmien, "Die wissenschaftliche Höhe der deutschen Universitäten würde durch die fortschreitende Verweiblichung zweifellos sinken." - Die Mathematikerin Emmy Noether, in: Frauenwelten. Biographisch-historische Skizzen aus Niedersachsen (hg. von Angela Dinghaus), Olms Verlag Hildesheim 1993, S. 268-283.
  • Cordula Tollmien, "Emmy Noether - "Die größte Mathematikerin, die jemals gelebt hat", in: Des Kennenlernens werth. Bedeutende Frauen Göttingens (hg. von Traudel Weber-Reich) Wallstein Verlag Göttingen 1993 (4. Auflage 2002), S. 227-247.
  • Cordula Tollmien, "Die Mutter der modernen Algebra" - das Leben der Mathematikerin Emmy Noether (1882 - 1935), in: Forschende Frauen. Frauen verändern die Naturwissenschaften (hg. von Peter Pilz, Cornelia Oedekoven, Gaby Zinßmeister), Talheimer Verlag Mössingen-Talheim 1995, S. 34-57.
  • Cordula Tollmien, "Die Mutter der modernen Algebra" - Emmy Noether (1882-1935), Vortrag gehalten anläßlich der Eröffnung der Ausstellung "Leben und Werk der Mathematikerin Emmy Noether 1882-1935" an der TU Braunschweig am 24. Mai 2000; in gekürzter Form erstmals abgedruckt in: Frauenbüro der TU Braunschweig (Hg.): Weibliche Exzellenzen, Braunschweig Oktober 2000, S. 22-25. Der vollständige Text findet sich hier!
  • Cordula Tollmien, Weibliches Genie. Frau und Mathematiker: Emmy Noether, in: Georgia Augusta 6 (2008), S. 38-44.
  • Cordula Tollmien, Begegnung im Exil – Emmy Noether und Albert Einstein, in: Alma Maters Töchter im Exil. Zur Vertreibung von Wissenschaftlerinnen und Akademikerinnen in der NS-Zeit (hg. von Inge Hansen-Schaberg und Hiltrud Häntzschel), edition text + kritik München 2011, S. 77-96.
  • Cordula Tollmien, "Das mathematische Pensum hat sie sich durch Privatunterricht angeeignet" – Emmy Noethers zielstrebiger Weg an die Universität, in: Mathematik und Gender 5, Tagungsband zur Doppeltagung Frauen in der Mathematikgeschichte + Herbsttreffen Arbeitskreis Frauen und Mathematik (hg. von Andrea Blunck, Renate Motzer, Nicola Ostwald), Franzbecker-Verlag für Didaktik in der Reihe 'Mathematik und Gender' des AK Frauen und Mathematik 2016, S. 1-12 (pdf-Datei siehe oben).
  • Cordula Tollmien, "Invariantentheorie ist jetzt hier Trumpf" - Hundert Jahre Noether-Theoreme, in: Physik in unserer Zeit 49 (2018) 4, S. 176-182, hier gibt es den vollständigen Text: